Tokio ist eine tolle Stadt. Ich mag die kleinen Gässchen ohne Bürgersteige mit den flachen Häusern im Kontrast zu den Hochhäusern, die offen liegenden Stromleitungen (sieht aber nicht so chaotisch aus wie in Thailand und gibt es auch nur in den „alten“ Vierteln) und das sehr verständliche und jeden Winkel abdeckende U-Bahn-System. Wir kommen hier gut zurecht, auch wenn man vieles nicht lesen kann.
Unser Tag hat am Fischmarkt Tsukiji gestartet - nicht mitten in der Nacht, wo der eigentliche Trubel ist, denn Tokio hat den größten Fischauktionsmarkt der Welt - sondern gemütlich am Vormittag auf dem außenliegenden Markt. Dort war viel los und wir sind durch die schmalen Gassen geschlendert. Für Lore sind solche Märkte immer unangenehm, weil sie im Trubel oft angerempelt wird und natürlich wegen ihrer Größe wenig sehen kann. Sie durfte deshalb alles von oben betrachten, von meinen Schultern aus. Es wurden dort viele interessante Köstlichkeiten dargeboten. Wir konnten nur wenig probieren, da an allen Fressbuden Menschenschlagen standen. Daher sind wir auch hungrig weiter gezogen. Auf dem Weg zur Bahnstation lag der Tsukiji Hongan-ji, ein buddhistischer Tempel. Der war schön gemacht, aber im Vergleich zu den thailändischen Tempeln sind die japanischen eher nüchtern. So kitschig Japaner sein können, bei Tempeln und Gärten lieben sie das schlichte und geradlinige.
Unser nächster Halt war in Ningyocho. Dort hatte ich einen Spaziergang durch die lokalen Handwerksbetriebe gebucht. Die Führung dauerte drei Stunden und wir waren in vielen verschiedenen Traditionsgeschäften und haben leckere Sachen probiert. Darunter warmer Sake, Reiscracker, Kartoffelkroketten, Eis aus grünem Tee und ein noch warmes Gebäck mit Füllung, das gerade frisch für uns gemacht wurde. Zudem waren wir in Geschäften für Papierkunst, Zahnstocher und eine Kobe-Metzgerei. Viele Geschäfte gibt es schon seit mehr als 100 Jahren und sie stellen noch alles per Handarbeit her. Die Führung war sehr informativ, wenn auch bei kühlen Temperaturen (1 Grad). Wir waren auch bei zwei Shinto-Schreinen. Neben dem Buddhismus ist Shinto die Hauptreligion in Japan und zum Beten müssen die Gläubigen sieben Schreine besuchen und das Ritual ausüben (waschen, verbeugen, klatschen, Glocke klingeln, beten, verbeugen...). Bei den beliebten Schreinen gibt es - wie so oft - Warteschlangen, damit man beten kann.
Da Tokio bei einem Erdbeben in den 1920er Jahren und im 2. Weltkrieg zu 90% zerstört wurde, gibt es kaum mehr richtig alte Gebäude. Aber die kleinen Häuschen sehen trotzdem irgendwie alt aus...
Nach unserem Rundgang sind wir nach Harajuku gefahren. Das ist eines der angesagten Stadtviertel und da war auch mächtig was los. Ich hatte noch von Deutschland aus, einen Voucher für zwei Tiercafes gekauft und die haben wir eingelöst. Zuerst waren wir im Eulen-Cafe, das auch Falken hatte. Ich konnte die Tiere auf die Hand setzen und alle Vögel durften gestreichelt werden. Lore fand das super. Ihr glaubt nicht, wie weich sich so eine hübsche Eule anfühlt. Süß.
Danach sind wir noch in ein Igel-Cafe gegangen. Dort waren vier Monate alte Igel, die man auch streicheln und auf die Hand nehmen durfte. Das war auch toll. Die sind wirklich putzig die Kleinen, wenn natürlich auch stachelig. In dem Cafe war richtig was los. Für morgen haben wir noch einen Voucher, lasst euch überraschen, wo es dann hingeht.
Wir waren mit der Bahn um 20 Uhr wieder in unserem Viertel und haben im Curry-Haus zu Abend gegessen. Zurück in der Wohnung habe ich es nicht fertig gebracht, die Klimaanlage auf heizen zu schalten. Wie auch, wenn man die Fernbedienung nicht lesen kann. Meine japanische Gastgeberin hat mir mit Ferndiagnose weitergeholfen und nach langem probieren, heizt sie endlich wieder. Das wäre es auch gewesen, erst frieren wir den ganzen Tag und dann ist es auch noch in der Wohnung kalt.
Übrigens: Heute sind uns wieder drei warme Klobrillen begegnet. Hatte ich schon erwähnt, wie toll das ist?
Kalt aber glücklich,
Silke
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