Samstag, 20. Januar 2018

57. Tag: Kyoto

Und weiter geht es in die nächste japanische Stadt: Kyoto.
Nur eine halbe Stunde mit dem Shinkansen von Nagoya entfernt liegt die wohl bedeutendste Stadt in der Geschichte Japans. Wenn man sich vorher überlegt, wohin man in Kyoto gehen will, steht man ratlos vor einer langen Liste an Sehenswürdigkeiten, denn die Stadt platzt förmlich vor Tempeln und Schreinen. Ich hatte mir natürlich auch vorher schon Gedanken gemacht, aber es ist ja so ein Ding mit der Planung, wenn man eine vierjährige Tochter dabei hat. Mal läuft alles wie geschmiert und manchmal braucht Lore einfach was anderes. Deshalb habe ich mir angewöhnt nur ein bisschen vorzuplanen und den Rest spontan zu entscheiden. Bisher bin ich sehr gut damit gefahren, denn es passiert immer wieder, dass sie einfach Zeit zum Spielen oder für sich selbst braucht. 
Nachdem wir in Kyoto am Hauptbahnhof angekommen sind, bin ich - wie immer - erstmal zur Tourist Information gestiefelt. Dort haben sie meist noch gute Tipps oder Routen, die man vorher so nicht finden konnte. Danach haben wir uns auf die Suche nach dem Hotel gemacht. Und das war diesmal richtig kniffelig. Mein GPS konnte mich nicht finden und ich wußte deshalb nicht so genau, wo wir hin müssen. Die meisten Japaner, die ich auf der Straße angesprochen habe, auch nicht. Nachdem eine freundliche Frau vergeblich versucht hat mit dem Hotel zu telefonieren, hat uns ein Kellner von einem Restaurant in der Nähe zum Hotel begleitet. Ich hätte es alleine nicht gefunden. Was habe ich da eigentlich gebucht? Völlig versteckt, ohne Rezeption mit Selbst-Check-in (die Daten dafür hatte ich aber nicht) und in einer verlassenen Ecke, wenn auch zentrumsnah. Das Zimmer ist allerdings völlig in Ordnung ... und natürlich günstig. 
Die Sucherei hat uns ein bisschen in Zeitnot gebracht, da wir um 14.00 Uhr eine Rikscha-Tour vorhatten. Allerdings in einem ganz anderen Stadtteil, nur erreichbar über eine Umsteigeverbindung. Wir haben es auf die Minute pünktlich zum Treffpunkt geschafft und befanden uns in dem historisch wertvollen Stadtteil Arashiyama im Nordwesten Kyotos. Hier gibt es noch echte japanische Holzhäuser, unzählige buddhistische Tempel (u.a. der Tenryuji Tempel und ein anderer, der 1.200 Jahre alt ist), Shinto-Schreine und ein sehr bekanntes und wunderschönes Bambuswäldchen. Die Rikscha-Tour war super. Lore hatte dabei viel Spaß und ich auch. Wir hätten die Strecke unmöglich zu Fuß bewältigen können. Zudem waren sehr viele Touristen unterwegs, darunter auch viele Japaner in traditionellen Kimonos. 
Hier war man natürlich auf viele Besucher eingestellt und auf der Hauptstraße gab es unzählige Läden mit regionalen Köstlichkeiten, viel mit Matcha-Tee (Tee, Eis, Kekse, Gebäck, Schokolade...), der hier in der Region erfunden wurde. 
Nach unserer Rikscha-Fahrt sind wir noch einige Zeit in den Tempeln rumgelaufen, denn vorher sind wir nur daran vorbei gefahren. Ich hatte es schon mal erwähnt, die Tempel sind hier nicht sehr prunkvoll, sondern eher karg gestaltet. Sie liegen aber immer in einem schönen moosbewachsenen Park. Gerade der Tenryuji-Tempel zum Beispiel ist aus Fachwerk gebaut und ich finde er hat etwas alpines an sich. Gut, in Japan hat man ja auch Alpen, aber ihr wisst was ich meine, er ist nicht schick sondern eher bodenständig und könnte auch gut in Österreich stehen, wenn er ein anderes Dach hätte.
Um 16.30 Uhr - da wird’s langsam dunkel und die Kälte zieht an - sind wir wieder mit dem Zug in die Innenstadt gefahren und beim Rathaus ausgestiegen. Hier ist eine Ecke von Kyoto, die für ihr Nachtleben bekannt ist. Einkaufen kann man hier aber auch. Seit einigen Tagen suche ich schon einen Friseur, der ein bisschen Englisch spricht, um meine Anweisungen zu verstehen. Hier habe ich endlich einen gefunden und mir die Haare schneiden lassen. Nachdem mir 15 Minuten lang der Kopf gewaschen und massiert wurde, hat der Friseur jedes Haar einzeln geschnitten. Es hat eine gute Stunde gedauert bis ich fertig war. Hat er gut gemacht, mir gefällt es. Sieht aber aus wie immer, nur kürzer eben. 
Wir sind danach noch ein bisschen rumgelaufen, haben uns an dem geschäftigen Treiben ergötzt, zwischendurch lecker gegessen und sind dann mit dem Zug gegen 20.30 Uhr zurück ins Hotel gefahren. Unser erster Eindruck von Kyoto ist sehr positiv. Eine spannende Stadt, die wirklich viel zu bieten hat.
Es grüßt zwischen Tempeln und Schreinen,

Silke

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