Donnerstag, 18. Januar 2018

55. Tag: Fuji

Der Berg ruft. Oder besser gesagt, der Fuji-san ruft und seine Jünger kommen, selbst bei dicken Wolken im Tal.
Wir sind noch immer in Odawara, das liegt in Fuji-Reichweite und ist der größte Ort an der Hauptverkehrsader zwischen Tokio und Osaka. Sobald man in Richtung Berge aufbricht ist das Land dünner besiedelt und man sieht die Pilger, die sich zum heiligen Berg aufgemacht haben. Allzuviele waren es heute nicht, aber der Großteil waren Japaner. Als wir gestern angekommen sind, hatte ich mich in der Tourist Information über die Route informiert. Alle Reiseführer, die ich gelesen hatte, waren da sehr unpräzise und werfen mehr Fragen auf, als dass sie Antworten geben. In der Tourist Information habe ich mir ein Ticket für die lokalen Beförderungsmittel „aufschwatzen“ lassen. Da konnte ich noch nicht ahnen, dass es tatsächlich die absolut beste Lösung ist. Ich wurde mit einer Karte auf spanisch/englisch/japanisch ausgerüstet, in die wilde Zeichen gemalt wurden, wie wir eine Rundtour machen können. Und es ist kaum zu glauben, obwohl ich nur Bahnhof verstanden habe und mir nur Bruchstücke merken konnte, hat es tatsächlich brillant gut geklappt.
Wir sind am späten Vormittag zum Bahnhof von Odawara aufgebrochen und mit dem Regionalbähnchen, das wir gesten auch schon genutzt hatten, nach Hakone-Yumoto gefahren. Dort sind wir in ein anders Bimmelbähnchen gestiegen und nach Gora gefahren. Auf der Strecke ging es schon richtig den Berg hoch und da sie eingleisig war, haben wir in den Bahnhöfen immer wieder die runterfahrenden Züge passieren lassen. Das war lustig, da die Bahnstrecke immer wieder in Sackgassen geführt hat, wo man auf den anderen Zug gewartet hat, dann wurden die Weichen gestellt und wir sind weiter gefahren. Einen Teil der Strecke haben wir dem Schaffner (der ja immer wieder von hinten nach vorne laufen musste, wenn wir in einer Sackgasse waren) über die Schulter geschaut. Sehr lässig. Nach der recht langen und langsamen Fahrt kamen wir im Bergdorf Gora an. Wir haben uns nur kurz umgeschaut und sind dann mit einem Seilbahn-Zug nach Sounzan gefahren. An dieser Station stand schon ein Shuttlebus bereit, den wir nach kurzem Aufenthalt auf der sonnigen Terrasse bei einer leckeren Portion Clam Chowder (dicke, sämige Muschelsuppe) genommen haben. Damit haben wir den höchsten Punkt unserer Tour erreicht: Owakudani mit über 1.000 Metern, einer steifen Brise und dampfenden Schwefelquellen, die alles nach faulen Eiern stinken lassen. Und was machen die Japaner da oben? Logo, Eier essen. 
Danach ging es mit einer Gondelbahn abwärts nach Togendai-ko, das am Ashi-See liegt. Die Fahrt war wunderschön, mit tollem Blick über den See und auf die von Wolken eingerahmten Berge. Jetzt wäre eigentlich der Moment gewesen, den Fuji zu sehen, aber er hat sich uns leider nicht gezeigt. Der Fuji gilt übrigens als scheuer Berg und zeigt sich nur selten. Meistens ist er wolkenverhangen, wie heute.  
Nach den vielen verschiedenen Transportmitteln kam nun ein letztes hinzu. Wir sind mit einem nachgebauten Piratenschiff über den Ashi-See nach Moto-Hakone-Ko, am berühmten orangen Hakone-jinja-Schrein vorbei, der das Tor zur Welt symbolisieren soll und wie der Berg Fuji ein Nationalheiligtum ist. Damit war unsere Tour quasi zu Ende. Wir mussten lediglich einen Bus zurück nach Odawara nehmen, das wir gegen 17.00 Uhr erreichten. Hätte ich vorher versucht eine so abwechslungsreiche Tour zu planen, wäre ich wahrscheinlich gescheitert, aber die Japaner sind schon toll. Hier war jeder Schritt durchdacht und wir haben nur öffentliche Verkehrsmittel benutzt, die kinderleicht zu finden waren. Wir hatten einen tollen Tag rund um den Fuji-san und haben eine grandiose Landschaft, einfache Bergdörfer, Schwefelduft, Sonnenschein und viele Eindrücke bekommen.
Zurück in Odawara sind wir noch ein bisschen durch die City geschlendert und waren endlich mal in so einem verrückten Billig-Kaufhaus, wo man von den Waren und Schildern förmlich erschlagen wird. 
Herzliche Grüße vom heiligen Berg

Silke

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